Einleitung
Hass ist so ein starker Begriff. Oh ja! Und genau deshalb behandele ich ihn und versuche, ihn nutzbar zu machen für deine Entwicklung.
Ich richte mich mit diesem Beitrag gegen die ganze Kuschelelite, die glaubt, rein mit positivem Denken Veränderungen zu erzielen im eigenen Leben und im Leben des Gegenübers. Klar, die Bildungsindustrie hat uns lange Zeit eingeredet, dass man sich Dinge nur stark genug wünschen muss, dann wird es schon in der Realität passieren. Die Verkaufszahlen von „The Secret“ und Konsorten belegen dies. Treten gewünschte Elemente nicht ein, dann hast du dir die Dinge wohl nicht „stark“ genug gewünscht.
Wir alle wissen aus unserem Leben, dass das nicht der Fall ist. Viel zu viele Menschen habe ich kennengelernt, die aufgrund ihrer „zwanghaften“ Positivität leiden. Und zwar womöglich ihr gesamtes Leben lang. Dasselbe gilt übrigens auch für Negativität. Beide Elemente müssen sich die Waage halten, damit du Probleme und in weiterer Folge Chancen erkennen kannst. Ohne Probleme keine Chancen.
Das wahre Potenzial von Hass
Was ist eigentlich positiv am Negativen? Es setzt Energie frei. Es lenkt den Fokus dorthin, wo es weh tut und wo Veränderungsdruck sich aufbaut. Wer nur das Positive hervorhebt und auch stets betont, belügt sich selbst. Doch damit nicht genug – man verlagert die Probleme, indem man sie unter den eigenen mentalen Teppich kehrt. Doch, wie in der Realität, wenn du Schmutz unter den Teppich kehrst, verschwindet er leider nicht. Im Gegenteil, er bleibt dort und vermehrt sich, wenn du dauernd nur kehrst und den Müll nicht rausbringst, sprich, ihn verarbeitest.
Der sich anhäufende Berg unterm Teppich stört vielleicht nicht sofort. Doch nach und nach, sobald er größer und größer wird, kann er zur echten Stolperfalle werden.
Ist die Ausbuchtung groß genug, dann stolperst du immer öfter drüber. Das macht dich natürlich wütend. Zuerst vielleicht nur latent, aber irgendwann explodierst du. Vielleicht hast du dieses Phänomen auch schon mal am eigenen Leib erlebt. Probleme lösen sich zwar manchmal von selbst, doch meistens nicht. Dies kannst du dir wünschen, jedoch gehört zum Wünschen Aktivität. Ohne aktive Handlungen wird es bei deinen frommen Wünschen bleiben.
Hass bedeutet Achtsamkeit
Logischerweise reicht Hass oder Negativität alleine nicht. Das würde uns genau zum Jammern und eben nicht zum Handeln führen. Negatives und Positives müssen sich abwechseln. Natürlich sollen wir die positiven Aspekte unseres Lebens erkennen und schätzen. Doch beachten wir unsere negativen Seiten nicht, dann wirken sie sich – eher früher denn später – aus.
Ich nenne diese Form von Hass „fokussierte Negativität“. Sie richtet sich genau gegen den zu verändernden Punkt in deinem Leben und stellt dir die Energie zur Verfügung, eben dieses auch zu lösen. Bevor du explodierst und somit entmachtest. Die „fokussierte Negativität“ ermöglicht ein frühzeitiges Erkennen negativer Elemente in deinem Leben. Leider wird uns oftmals beigebracht, sich zu arrangieren mit den Gegebenheiten des eigenen Lebens. Du kennst sicherlich Sätze wie:
- „Es wird schon werden!“
- „Da kann man nichts machen!“
- „Es ist eben so!“
- „Das Leben ist kein Ponyhof!“
- „Du musst an die anderen denken!“
- „Was werden die anderen von dir halten, wenn du xy machst?“
Meine Geschichte
Ja, ich hasste mein Leben bereits. Kennst du das? Alles läuft schief und keiner deiner Pläne funktioniert. Mir ist es vor 14 Jahren so ergangen. Ich habe mein Psychologiestudium abgebrochen und bin in den Handel gegangen, damit ich mir meine Studentenwohnung leisten konnte. Ich hatte absolut keine Perspektive. Ich wusste nicht, wie ich weitermachen sollte. Ich wusste nur, dass ich Geld benötige und zwar dringend. Demzufolge nahm ich den erstbesten Job an, der mir vor die Nase kam.
Insgesamt war es eine furchtbare Zeit für mich. Anstatt in diesem Geschäft Kunden zu bedienen, verlagerte man meinen Tätigkeitsbereich in das Lager. Ich fragte auch gar nicht nach den Gründen für diese Entscheidung – zu sehr hätte es mich wahrscheinlich verletzt. Die Wahrheit ist, dass ich zur damaligen Zeit einfach unausstehlich war. Die ganzen Enttäuschungen meines abgebrochenen Studiums zeigten ihre kommunikativen Spuren bei mir.
Damit nicht genug, dieses Lager war im Keller des Gebäudes – ohne Kunden- oder Mitarbeiterkontakt. Ich hasste mein Leben zur damaligen Zeit. Diese Negativität brachte mich ins Handeln. Ich suchte andere Optionen und fand sie. Je größer das Leid, desto schneller war meine Reaktion darauf. Hätte ich mir eingeredet, dass alles super ist, wäre ich vermutlich heute noch im Lager.
„Wird schon gut gehen“
Klar, sind solche Worte tröstlich. Manchmal höre ich sie auch gern. Sie geben Sicherheit und Halt in einer Zeit, die unsicher und unkontrollierbar erscheinen.
Doch das ändert nichts daran, dass sie falsche Tatsachen vortäuschen. Sie erlauben dir, NICHT ins Handeln zu kommen, sondern dich deinem Schicksal – welches dir hoffentlich wohlgesonnen ist – zu ergeben. Solche Sätze entmachten dich jedes Mal, wenn du sie hörst. In Wahrheit zwingt dich solch ein Satz, in deine Komfortzone, in eine passive und reaktive Welt, in der alle das sagen haben, außer du selbst. Diese Zone kann ganz schön schnell sehr unkomfortabel werden, wenn sie nicht mit deinen Kernwerten oder deinen Vorstellungen von einem glücklichen Leben übereinstimmen.
Komfortzonen-Junkie
Bitte verstehe mich nicht falsch – ich finde es nicht schlecht, eine zeitlang in der Komfortzone zu verbringen. Wer möchte das nicht?!? Das Problem ist viel eher, wenn die Komfortzone süchtig macht. Die Sucht nach Ruhe, Ausgeglichenheit und Unveränderbarkeit behindert dich daran, dich selbst weiter zu entwickeln. Vielleicht kennst du auch diese Veränderungs-Junkies, die propagieren, dauernd unzufrieden sein zu müssen. Sich dauernd außerhalb der Komfortzone befinden zu müssen, weil dort „the magic happens“. Auch das halte ich für falsch und äußerst belastend. Wichtig ist, dass du weder IN noch Außerhalb deiner Komfortzone ein schlechtes Gewissen bekommst, weil du dich dort befindest. Es ist wie beim Atmen – das Einatmen ist gleich wichtig, wie das Ausatmen. Positivität ist gleich wichtig, wie Negativität.
Viel Erfolg bei der Umsetzung,
Dein Michael Jagersbacher