Schluss mit Schokolade – wie du mit neuen Kommunikationsstrategien Sympathie generieren kannst

Perfektion überall
Geht es dir auch so? Egal, wohin man blickt, überall herrschen das Streben und das Suchen nach absoluter Perfektion. Wir sind auf der Suche nach dem perfekten Job, nach dem perfekten Partner, dem perfekten Ich. Streben nach Perfektion, in allen Winkeln unseres Lebens. Dieser Perfektionswahn macht wirklich vor Nichts und Niemandem halt. Folgt man ihm nicht, dann ist man bereits sozial auffällig und muss sich rechtfertigen, nicht immer das Maximum anzustreben. Einen Gang zurück zu schalten, oder nicht die große Karriere anzustreben, schickt sich eben nicht in einer Welt, die Perfektion als oberstes Ziel vorschreibt.

Warum perfekt?

Da gibt es höchstwahrscheinlich viele Gründe. Die Medien  legen uns mehr als eindeutig nahe, dass es soetwas wie einen natürlichen Drang zur Perfektion gibt. Das neueste Auto, das größte Haus, der schickste Anzug sind wichtig – und diese kosten.

Die Fortbildungsbranche redet uns ein, dass wir für den Arbeitsmarkt nur dann interessant genug sind, wenn wir uns Wissen und Fähigkeiten noch und nöcher aneignen. Am besten solche, welche direkt verwertbar und somit einsetzbar sind. Ohne große Umwege. Europaweit finden Diskussionen statt, ob es nicht zu einer drastischen Verminderung der sogenannten Orchideenstudien kommen sollte.  Orchideenstudien sind solche, die für den Arbeitsmarkt und somit für die Wirtschaft nicht von Interesse sind.

Der Mittagsschlaf scheint aus der Mode gekommen zu sein. Nur das ständige Streben nach Verbesserung in allen Lebenslagen hat eine Daseinsberechtigung.

Perfektion mit der Muttermilch

Leider bekommen wir diesen Drang, sich dauernd an eine Leitidee von Perfektion zu klammern, sehr früh eingeimpft. Kinder werden eher in Fehlervermeidung geschult, denn in Fehlerbegehung. Unvollkommenheit ist in unserem Kulturkreis etwas Schlechtes. Ein Makel, den man loswerden sollte, wie eine Krankheit. Eltern wollen schließlich nur das Beste für ihre Kinder und sie sollen es mal besser haben – eben ein perfektes Leben leben.

Das gesamte Schulsystem weist darauf hin, dass Fehler etwas zu Vermeidendes sind. Fehler werden getadelt, Richtiges geadelt. Fehler und Niederlagen bergen das Risiko des Scheiterns in sich.

Vollkommenheit in der Kommunikation

Es ist nicht verwunderlich, dass dies massive Auswirkungen auf unsere Sprachmuster und unsere Strategien hat. Wir wollen über Perfektion Nähe zum Gegenüber aufbauen. Wenn wir in einem Bewerbungsgespräch sitzen, wenn wir einen Partner kennenlernen wollen, wenn wir ein Verkaufsgespräch führen: Immer stehen unsere Schokoladenseiten im Vordergrund. Nichts anderes würden wir von uns preisgeben. Alles mit dem Ziel, den anderen von sich zu überzeugen. Mit anderen Worten: Sympathie für die eigene Person herzustellen. Ich sage jedoch, dass dies die genau verkehrte Herangehensweise ist. Wir müssen umdenken, mit unseren eingelernten und jahrelang ausgeübten Mechanismen brechen.

Fehlerlosigkeit und Sympathie

Perfektion bedeutet Fehlerlosigkeit. In meinem Buch: Der Sympathie-Code habe ich mehrfach darauf hingewiesen, dass dieses Streben nach Fehlerlosigkeit massive Auswirkungen auf unser Kommunikationsmuster hat.

Stell dir einfach mal jemanden vor, der absolute Perfektion ausstrahlt. Was passiert in diesem Moment mit dir? Wie sieht eine perfekte Person eigentlich aus? Und nun das Wichtigste: Ist dir eine makellose Person auf Anhieb sympathisch? Oder regt sich in dir Widerstand? Bei mir ist das jedenfalls so. Je perfekter sich ein Mensch darstellt, desto eher distanziert er sich emotional von mir. Weshalb? Weil Perfektion gar nicht möglich ist. Punkt. Aus. Basta. Das muss mal so klar gesagt werden. Es kann soetwas wie ein perfektes Leben gar nicht geben, da Perfektion immer im Auge des Betrachters liegt und niemals eine objektive Konstante darstellt.

Bist du perfekt?

Würdest du von dir sagen, du bist fehlerlos? Also ich bestimmt nicht. Ich kenne auch keine Person, welche dies allen Ernstes von sich behaupten würde. Du etwa? Falls ja, nimmst du diese Person ernst? Findest du diese Person sympathisch? Vermutlich nicht, da Perfektion bzw. vorgegaukelte Perfektion emotionale Distanz herstellt.

Wenn wir akzeptieren, dass Sympathie eine innere Verwandtschaft ist, dann ist es auch einsichtig, weshalb es nicht reicht, unsere Schokoladenseiten in den Vordergrund der Kommunikation zu drängen. Wir denken selbst nicht von uns, perfekt zu sein. Dies ist auch der Grund, weshalb das Gegenüber keinen „Anschluss“, keine Nachvollziehbarkeit meine Person betreffend aufbauen kann. Logisch. Was tun?

Achilles und Vertrauen

Machen wir doch einmal das genaue Gegenteil. Sprechen wir ganz ungezwungen von unseren Makeln oder Macken. Von falschen Entscheidungen, von Nierderlagen in unserem Leben. Innere Verwandtschaft entsteht auch durch Vertrauen. Vertrauen kann man erzeugen, wenn du einen Vertrauensvorschuss leistest. Wenn man von sich aus Schwächen preisgibt, dann ist dies der größte Vertrauensvorschuss, den du leisten kannst. Das schaffst du nicht mit deinen Schokoladenseiten.

Anschluss unter dieser Nummer

In meinen Trainings, Coachings oder Vorträgen sehe ich in diesem Moment immer wieder Kopfnicken, wenn ich eine meiner Schwächen preisgebe. Dann merke ich, dass das Gegenüber „Anschluss“ gefunden hat. Jeder hat Schwächen und ist sich dessen bewusst. Mein Gegenüber „begreift“ mich in dem Moment und an diesem Punkt ist die Chance auf innere Verwandtschaft und somit Sympathie gegeben. Nicht immer. Aber oft.

Wir müssen lediglich den Mut aufbringen, uns unserer Schwächen für die Sympathieherstellung zu bedienen. Also – Los gehts 😉

Sympathische Grüße aus der Südsteiermark,

Dein Michael Jagersbacher

PS: Wenn du an deiner Persönlichkeitspositionierung arbeiten willst, buch doch ein Coaching mit meiner Wenigkeit.

Sympathisch/Praktisch/Gut