Werde sympathischer als du tatsächlich bist

Humbug

Jeder Mensch möchte ge- und beliebt werden. Diese These möchte und kann ich gar nicht widerlegen. In meinen Trainings werde ich immer wieder gefragt: „Sympathischer zu wirken als ich bin – geht das überhaupt?“. Ich sage darauf immer: NEIN. Denn selbstverständlich steckt in jedem von uns ein sympathisches Kerlchen. Selbstverständlich genießen wir gute Gespräche mit anderen. Selbstverständlich wollen wir eingebettet sein in ein soziales Netzwerk. Doch es kann passieren, dass durch verschiedene Erfahrungsmuster diese Wünsche oder Fähigkeiten in Vergessenheit geraten sind. Nochmals NEIN zu der These, dass man sympathischer werden kann. Wir sind sympathisch. So wie wir sind. Wir haben vielleicht nur verlernt, es zu zeigen.

Die 100% Garantie
Sympathiegewinnung, sofern man sich diesem komplexen Sachverhalt überhaupt widmen möchte, funktioniert nur nach bestimmten Richtlinien. Es gibt eben kein Rezept, mit welchem du das Gegenüber zu 100% für dich gewinnen kannst. Falls dir das jemand verspricht, vergiss es. Derjenige, der so etwas behauptet, ist ein Lügner oder Blender. Dazu sind die menschliche Psyche und die menschliche Kommunikation einfach zu komplex. Außerdem kommen bei jedem Treffen Variablen hinzu, die du nicht beeinflussen kannst. Oder weißt du, was die Person erlebt hat, bevor ihr aufeinandertrefft? Sie braucht lediglich in der Bahn auf einen unangenehmen Zeitgenossen gestoßen sein und weg ist die gute Laune. Oder wie bei mir vor 2 Wochen, mit dem Kaffeetrinken aufgehört haben. Die Reizschwelle sinkt da tiefer als die Stange bei einem Limbowettbewerb. Da wird’s dann schwierig mit Sympathiegewinnung. Schwierig, jedoch nicht unmöglich.


Verstellen bringt nichts
So etwas wie den heiligen Gral der Sympathiegewinnung gibt es nicht. Dieser ist weder in meinem Buch: Der Sympathiecode: Wie Sie andere für sich gewinnen, enthalten, noch in meinen Trainings oder Vorträgen. Das wäre doch viel zu einfach. Manche machen es sich eben gerne einfach. Doch leider ist der Weg zu einem anderen Kommunikationsverhalten als dem bisher Gelernten und Praktiziertem ein Langer. Der Sympathie-Code liegt in unserer eigenen Geschichte, in unserer individuellen Persönlichkeit begraben. Ich versuche in meinen Coachings, diesen Schatz wieder freizulegen. Bei manchen ist er tiefer verborgen, bei anderen wiederum näher an der Oberfläche. Wir müssen ihn nur finden.
Diese Zeilen zeigen auch schon die Ausrichtung meiner Arbeit. Ich setze Nichts von außen auf meine Klienten – weder einen Hut, noch Charaktereigenschaften, welche sie nicht haben. Sympathie lebt von gelebter Ehrlichkeit, vor allem zu sich selbst. Wir Menschen haben einen besonders guten Riecher, wenn es darum geht, ob uns das Gegenüber etwas vorspielt oder nicht, deshalb würde ich mich nicht zu etwas verbiegen lassen, was ich nicht bin, um Nähe zum Gegenüber aufzubauen.

Was passiert, wenn der Vorhang fällt
Wenn du etwas vorgaukelst, um etwas anderes zu erreichen, wird dein Gegenüber das merken. In der Sympathiegewinnung geht es zwar sehr oft um die ersten paar Minuten in einem Kommunikationsakt, jedoch bin ich sehr erpicht darauf, dass dieses Sympathiegefühl nachhaltig ist. Je nachhaltiger du in deiner Kommunikation agieren willst, desto mehr Arbeit steht dir ins Haus. Meiner Meinung nach ist der nachhaltige Weg, der einzig ethisch vertretbare und gangbare Weg.
Überlege selbst, was passiert, wenn andere auf deine Manipulationsversuche, welche auf dein eigenes Wohl abzielen, dahinterkommen. Du wirst als manipulativ, verzweifelt und selbstverliebt wahrgenommen. Kein guter Nährboden für einen kommunikativen Austausch. Im Gegenteil: Diese verbrannte Erde, wirst du nicht mehr begrünen können. Deshalb lass den kurzfristigen Blick und konzentrier dich auf deine Person.

Dauerhafte Muster
In allen Kommunikationstrainings ist das übergeordnete Ziel eine „dauerhafte und somit nachhaltige“ Veränderung der eigenen Kommunikationsstrukturen. Dies wird nicht immer laut ausgesprochen, sondern schwingt stillschweigend mit jeder Praxisübung mit. Wir haben unser Kommunikationsverhalten mühsam gelernt und zwar von Tag 1 weg, an dem wir auf der Welt sind. Manche Studien sagen, dass das ungeborene Baby selbst im Mutterleib bereits die Schwingungen der Eltern miterlebt. Alles danach ist Lernen am Modell. Kommunikative Strategien, Mimik, Gestik, Einsatz der Stimme – alles wird Tag für Tag trainiert. Unser gesamtes Leben lang. Dabei gibt es Muster, welche produktiv sind und solche, die nicht produktiv sind. Diese herauszufiltern ist das Entscheidende in Sympathie- und Kommunikationstrainings. Das setzt allerdings eine Ehrlichkeit zu uns selbst voraus.

Harte Arbeit

Nicht jeder möchte diesen Weg gehen und ich kann das verstehen. Wer widmet sich schon gern seinen Fehlern und Misserfolgen? (Hoffentlich du, nach dem Blogbeitrag ;-))
Nachhaltige Beziehungen zu anderen bedingen eine nachhaltige Beziehung zu mir selbst. So einfach und gleichzeitig schwer ist es.
Es geht um Konsistenz in der Kommunikation. Muster zu durchbrechen, dauert seine Zeit. Wichtig ist, dass es eben nur Muster sind. Wenn diese uns von unseren Zielen entfernen, dann muss man sie neu ausrichten, verfeinern und adjustieren. Ein Prozess der Zeit und Energie benötigt, doch am Ende lohnenswert ist, da eine bessere Beziehung zu sich selbst und zu seiner Umwelt aufgebaut werden kann.

Individualität und Relativität

Natürlich ist Sympathieempfinden etwas höchst Individuelles – Ja und Nein. Wir alle haben gewisse Vorlieben in unserer Art zu kommunizieren, dennoch können wir uns – größtenteils – einigermaßen verständigen, sofern wir die gleiche Sprache sprechen. Dies deutet darauf hin, dass es so etwas wie eine Konstanz, eine Schnittmenge auch bei der Sympathie gibt. Es gibt einfach Momente, in welchen wir uns wohler fühlen als in anderen Momenten. Das ist natürlich nicht so sicher wie ein Naturgesetz, jedoch zeigen meine Erfahrungen, dass man mit adäquaten Kommunikationsstrukturen viel erreichen kann. Nicht immer, aber oft. Behilflich dabei ist mir mein Sympathie-Code, der mir mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen ist. Bis ich soweit war, benötigte ich mehrere Jahre harte Arbeit an mir und meinem Kommunikationsverhalten. Doch der Lohn für die Mühe ist, sich selbst und sein Umfeld besser zu verstehen und passender zu reagieren. Zum Wohle aller!

Der Weg, der dich sicherlich nicht ans Ziel bringt, ist die Rolle eines Schauspielers einzunehmen.

 

Sympathische Grüße aus der Südsteiermark

 

Dein Michael Jagersbacher