Dumm kann klug sein.

Dumm ist nicht gleich dumm

 

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Am Anfang war die Blödheit

Dumm ist nicht unbedingt doof. Erst kürzlich habe ich auf Facebook folgenden Satz formuliert: „Intelligenz ist nicht lebensnotwendig oder nötig für die Fortpflanzung an sich“. Es stimmt tatsächlich, dass Intelligenz nicht zwangsweise eine unumgängliche Notwendigkeit für evolutionären Erfolg darstellt. Viele Lebewesen kommen mit einem ganz kleinen und sehr beschränkten Lernfähigkeiten hervorragend zurecht. Viele – die Mehrheit –  brauchen nicht einmal ein Hirn, um zu überleben und sich erfolgreich fortzupflanzen. Aus evolutionärer Sichtweise ist das natürlich sehr erfolgreich.

Sie könnten an dieser Stelle natürlich einwenden, dass dies mit den menschlichen Eigenarten sehr wenig zu tun hat. Schließlich benötigen wir ca. 20% unseres Energiebedarfes alleine für das Funktionieren unserer walnussförmigen Struktur zwischen unseren Ohren. Wir bilden uns viel auf unsere Intelligenz ein. Unsere gesamte Gesellschaft basiert auf unserer Eigenschaft, die Dinge nach unseren Vorstellungen, Kraft unseres Geistes, umzuwandeln.

 

Dummheit als Positionierung

Jeder einzelne von uns hält sich selbst für intelligent. Dumm sind meistens nur die anderen. Es gibt manche Promis, welche sich diese Tendenzen für die eigene Positionierung zu Nutze machen. Und dies sehr erfolgreich. Obgleich die Mehrzahl der Menschen versuchen, über Intelligenz und Cleverness zu glänzen, gibt es eine kleine Gruppe, die genau das Gegenteil macht. Nämlich mit Unwissenheit zu glänzen und dennoch erfolgreich zu sein. Sie spielen die Unwissenheitskarte vehement aus. Verona Pooth ist eine der Promis, die das hervorragend umsetzen. Der Beweis für die erfolgreiche Umsetzung dieser Strategie ist die Bekanntheit der Marke. Und zusätzlich polarisiert sie enorm. Es gibt kaum jemanden, der keine Meinung zu ihr hat.

 

Im Werbeolymp ohne Grammatik

Die Art und Weise der Positionierung in den Medien ist mehr als eindeutig. Mit ihren flapsigen, grammatikalischen Irrungen und Wirrungen katapultierte sie sich in den Webeolymp des deutschen Fernsehens. Wer erinnert sich nicht an ihre berühmten Werbeslogans?

  • „Da werden Sie geholfen!“ von telegate.
  • „Wann macht er denn endlich „Blubb“? von Iglo.
  • „Kik, besser als wie man denkt“ für KiK.

Spätestens nach ihrer kurzen Ehe mit Dieter Bohlen ist sie nicht mehr aus den Boulevardmagazinen im deutschsprachigen Raum wegzudenken. Diese Strategie, die eigene Unwissenheit oder kognitiven Fehlbarkeiten in Szene zu setzen, ist äußerst delikat. Im Falle von Verona Pooth jedoch sensationell gelungen.

Verona Pooth ist eine der Ersten und Erfolgreichsten, welche das Potenzial ihrer Schwächen erkannt und ausgenutzt haben. Sie macht keinerlei Hehl daraus, nicht die hellste Torte auf der Kerze zu sein, oder war es andersherum? Diese zur Schau-Stellung ihres Nicht-Wissens ist beinahe perfekt in ihrer Unperfektheit. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, aber selbstverständlich hat sie Marketingberater, die den Weg vorgeben.

 

Understatement Deluxe

Wir Menschen brauchen Orientierung in unserer Kommunikation. Dafür ist es notwendig, dass sich soziale Hierarchien herausbilden. Wenn wir jemanden kennenlernen, dann schätzen wir ihn innerhalb von Sekundenbruchteilen ein. Wir versuchen herauszufinden, ob derjenige eine „Gefahr“ für uns darstellt oder nicht. Ist derjenige „über“ uns in der Hierarchieleiter, weil er reicher, angesehener, klüger, etc. ist? Mit der Beantwortung dieser Frage richten wir auch unsere Kommunikation aus.

Dies erkannte schon der Philosoph Sokrates. Nach ihm ist auch die sokratische Ironie benannt. Um das Gegenüber aus der „Reserve“ herauszulocken, stellt er sich „dumm“. Dies ist ein sehr kluger, kommunikativer Schachzug. Wenn man das Gegenüber mit der eigenen Intelligenz einschüchtert, dann wird man eine Bedrohung darstellen. Um dies zu vermeiden, sollten wir so harmlos als möglich wahrgenommen werden. Nur so bekommen wir einen kommunikativen „Zugang“ zum Gegenüber und können unsere Argumente vortragen.

 

Dummheit als Gefahr

Selbstverständlich ist die Positionierung über die eigene Dummheit kein kluger Schachzug. Dadurch wird die Sachebene negativ beeinflusst. Ebenso unklug ist es jedoch dauernd heraus zu posaunen, wie klug man doch ist. Dies vergiftet die Beziehungsebene jeglicher Kommunikation, weil dadurch das Gegenüber auf eine niedrigere Hierarchiestufe gestellt wird. Frei nach Paul Watzlawick: Die Beziehungsebene ist gleich wichtig, wie die Sachebene, wobei die erste Ebene, die zweite dominiert. In diesem Sinne ist es vielleicht klug, auch mal nicht die gesamte Klugheit preis zu geben. Schrittweise Annäherung kann hier oft Wunder bewirken.

Viel Erfolg bei der Umsetzung der Erkenntnisse.

Michael Jagersbacher

Sympathieexperte und Profilconsultant

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