Wie du dich selbst erfolgreich sabotierst

Anleitung zur Selbstsabotage

Mein letzter Blogartikel vor ein paar Tagen hat hohe Wellen geschlagen – ich bekam dutzende von E-Mails, die mir versicherten, wie wichtig die Impulse waren für die persönliche Weiterentwicklung. Wenn du ihn noch nicht gelesen hast, hier ist der Link:

Sei ein Arsch!

Der nun folgende Artikel ist eine konsequente Fortsetzung des vorher Beschriebenen.

Die Wege der Menschen sind unergründlich. Besonders, wenn es um das Erreichen von Zielen geht. Zuerst ist man motiviert, bleibt in der ersten Phase am Ball und verliert das Ziel nicht aus den Augen. Doch dann schlägt die Selbstsabotage zu – in voller Härte.

Das Spannende daran – wir sind IMMER maßgeblich am Ergebnis beteiligt. Es liegt ein großer Teil in unserer eigenen Hand, wie das Spiel ausgeht. Vor allem aber, wie das Spiel weiter geht und welche Lehren man aus dem Erfahrenen zieht.

Gewohnheit ist alles

Du kennst dies vermutlich selbst: Eine abgebrochene Diät ist wohl DAS Paradebeispiel schlechthin. Gerade am Beginn sieht das Ziel – der Traumkörper – noch äußerst verlockend aus. Doch leider muss man auch etwas dafür tun. Und da wird es arbeitsintensiv. Man muss sich neue Gewohnheiten aneignen, da man mit den alten Gewohnheiten das Ergebnis erhält, welches dich dazu veranlasste, überhaupt eine Diät zu beginnen.


Du musst dich gesünder ernähren, du musst dich mehr und besser bewegen, etc. Veränderungen funktionieren über Gewohnheiten: Kannst du sie implementieren, wirst du die Veränderung auch schaffen. Dieses Prinzip kannst du auf ALLE Situationen in deinem Leben anwenden. Doch leider brechen viele – mich eingeschlossen – immer wieder Diäten ab. Das Spannende daran ist nicht der Abbruch, sondern, was auf den Abbruch folgt. Die Kommunikation mit dir selbst.

Selbstschutz

Wenn ich wieder einmal eine Diät abbreche, dann passiert dies nicht abprubt, sondern auf Raten. Man sündigt hier und da. Dann lässt man einen Joggingtag sausen und schon ist man im „Couch-Potatoe-Trott“. Ich denke, ich spreche hier keine Geheimnisse an. Dies ist dir bestimmt auch schon mal so ergangen. Vielleicht nicht bei einer Diät, aber vielleicht bei einem Projekt, welches du nicht zuende gebracht hast, ein Studium, welches du nicht abgeschlossen hast, oder eben eine Gewohnheit, die du nicht erfolgreich ins Laufen gebracht hast. Das ist menschlich. Allerdings steht sich dieser Mensch des Öfteren selbst im Weg, besser gesagt, sein Hirn. Es wird immer versuchen, Entscheidungen, welcher Art auch immer, zu verteidigen. Das Ärgerliche daran – selbst Entscheidungen, die zu unserem Nachteil gereichen, werden auf Biegen und Brechen verteidigt und rationalisiert.

Dein Hirn hat Recht – IMMER

Ich bin zwar kein Hirnforscher, doch Eines ist relativ einsichtig – ich möchte mit meiner Meinung immer Recht haben. Wenn ich ein Auto kaufe, wird mein Hirn den Fokus so ausrichten, dass dies die beste Entscheidung überhaupt war. Gleiches gilt für Finanzprodukte, für den eigenen Partner, für das eigene Leben überhaupt. Das Traurige: Manche Menschen richten ihre Kommunikation mit sich selbst so aus, dass sie sich belügen. Machen wir alle in einem gewissen Ausmaß – bei einer abgebrochenen Diät sage ich zu mir selbst:

  • Soooo schlimm ist meine Figur ja nicht.
  • Das Leben ist zu kurz, um Diät zu machen.
  • Ich habe derzeit zu viel Stress.
  • Fülle bitte selbst weiter aus 😉

Welche Ausrede ich auch immer verwende – ich möchte mir eben nicht eingestehen, versagt zu haben. Es gibt immer einen Grund, für den ich selbst eigentlich gar nichts kann. Problematisch wird es jedoch, wenn diese Ausreden das Leben insgesamt betreffen. Es ist wie bei der Fabel des griechischen Dichters Äsop: „Der Fuchs und die Trauben“ – das Versagen wird mit Ausreden und Alternativgeschichten schöngeredet.

Der Fuchs biss die Zähne zusammen, rümpfte die Nase und meinte hochmütig: „Sie sind mir noch nicht reif genug, ich mag keine sauren Trauben.“ Mit erhobenem Haupt stolzierte er in den Wald zurück.

Was sind deine Trauben?

Zerstörerische Kreativität

Ich lese derzeit sehr viele Bücher über Kreativität. Dieses Thema interessiert mich sehr. Ich glaube auch, dass jeder Mensch kreativ ist. Manche Menschen sind sogar super-kreativ…im Ausreden-Finden.

Ein Beispiel aus einem meiner Trainings fällt mir zu dem Thema ein:

Es handelte sich um einen jungen, arbeitssuchenden Mann aus der Steiermark. Ich konnte mir nicht wirklich erklären, weshalb er schon mehrere Jahre auf Arbeitssuche war (damals 33 Jahre alt). Er meinte, sein Wohnort sei Schuld an der Jobmisere. Er wohnte auf einem Berg(-lein) und Auto hatter er keines. Er ist darauf angewiesen, dass ihn jemand abholt und zurückbringt zum Wohnort. Meine, leicht provokative, Frage: Jetzt sind Sie schon mehrere Jahre zu Hause und bekommen keinen Job. Weshalb ziehen Sie nicht um? Antwort: Er könne es sich nicht leisten und für einen Job würde er nicht umziehen.

Weitere Lösungsansätze von mir: Um flexibel zu sein, fragte ich, ob er sich nicht ein Rad besorgen kann, um vom Berg – es war kein Berg, sondern eine Anhöhe – herunter zu kommen. Das ist eine gute Idee, meinte er, jedoch habe er kein Geld für ein Rad. Ich bot ihm an, ihm mein Rad zu schenken. Auf einmal war er gar nicht mehr glücklich mit dem Ansatz. Der Berg/die Anhöhe wäre mit dem Rad nicht schaffbar. Außerdem habe er Löcher in der Lunge. Meine darauffolgende Frage, ober rauche, bejahte er.

Der Punkt, an dem ich aufgab

Mein letzter Ansatz war, dass er unbedingt versuchen müsse, flexibel zu sein und auf ein Moped oder Mofa hinsparen soll. Dafür hätte er 200-300 Euro benötigt. Diese hatte er nicht. Verständlich. Dann ging ich Posten für Posten seiner Ausgaben mit ihm durch. Am Ende standen monatlich 150 (!) Euro Sparpotenzial. 50 Euro kostete ein Sky/Premiere-Abo und 100 Euro machte sein Zigarettenkonsum aus. Auf meine Frage, ob er sich vorstellen könne, diese Dinge einzusparen, um spätestens nach 2-3 Monaten wieder mobil zu sein und eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu erhalten, verneinte er mit den Worten: „Man gönnt sich ja sonst nichts!“. Man muss ich das einmal bildlich vorstellen – er hätte lediglich einige Zeit seine Gewohneiten ändern müssen, um wieder erfolgreich sein zu können. Mit ein wenig „Committment“ hätte er sein Leben maßgeblich verbessern können, weil er es auf einmal SELBST wieder in der Hand gehabt hätte. Selbstsabotage ohne Ende. Ich gab auf.

Unsere eigenen Selbstsabotage-Akte

Ich gebe zu – das ist ein extremes Beispiel, wobei es gar nicht selten ist, dass sich Menschen in ein Leben reindenken, welches mit Leichtigkeit völlig anders aussehen könnte. Ich bin keiner dieser Menschen, die meinen, es reiche, Dinge positiv zu sehen. Im Gegenteil – wenn eine Erfahrung schmerzt, dann soll man diesen Schmerz zulassen. Man soll sich von ihm jedoch nicht einschüchtern und blockieren lassen. DAS ist der springende Punkt! Nutze die Energie, den Veränderungsdruck, um Dinge ins Laufen zu bringen. Sonst sind diese Erfahrungen völlig wertlos.


Wie handelst du, wenn du ganz am Boden bist? Gibst du auf oder gibst du Gas?

Ich hoffe, Zweiteres ist der Fall. Ausgangspunkt ist die Kommunikation mit dir selbst. Achte darauf, welche Konstrukte du dir tagtäglich schaffst, um gewisse Dinge NICHT in die Tat umzusetzen. Denk dran: Es ist deine Entscheidung, wie du mit den Gegebenheiten deines Lebens umgehst. Nur du kannst entscheiden, ob du dich selbst einschüchtern lässt, oder ob du aktiv wirst. Welches Leben willst du leben und wie willst du mit dir kommunizieren?

Was sind deine Trauben?

Entscheidende Fragen, um der Selbstsabotage zu entfliehen.

 

 

1 Kommentar zu „Wie du dich selbst erfolgreich sabotierst“

  1. Pingback: Die Wiesn des Wissens - Michael Jagersbacher

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